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Morphologie Franz Patocka
Morphologie NJ - Morphologie NJ
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Morphologie und Wortbildung des Deutschen
l. Zum Gegenstand der Morphologie
Die Morphologie beschäftigt sich mit der internen Struktur von Wörtern und den dabei wirksamen Gesetzmäßigkeiten und Regeln.
Der traditionelle Kernbereich der Morphologie ist die Formenlehre (Flexionslehre), die wir in diesem Rahmen nicht in allen Einzelheiten zu besprechen haben.
Ausführlich ist hingegen auf die nach neuerer Auffassung relevanten morphologischen Einheiten einzugehen, also auf die kleinsten bedeutungstragenden Bestandteile der Sprache.
Als Ergebnisse des Segmentierens sind dies zunächst die Morphe; diese können abstrakten Einheiten, den Morphemen, zugeordnet werden.
Parallel zu den Allophonen in der Phonologie können auch in der Morphologie Varianten auftreten, so genannte Allomorphe. Im Zusammenhang mit all diesen Einheiten wird eine Reihe von Einzelfragen zu klären sein.
Ein wichtiger Themenkomplex ist auch die Wortbildungslehre, die sich mit den Vorgängen bei der Bildung komplexer Wörter beschäftigt. Dabei wird in dieser Darstellung zunächst die Frage nach den Ursachen für solche Prozesse gestellt, sodann werden die einzelnen Wortbildungsarten aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, vor allem die Komposition und die Derivation.
Wenn in der Morphologie von der internen Wortstruktur die Rede ist, so erhebt sich zunächst einmal die Frage, was man überhaupt unter einem Wort zu verstehen hat. Eine eingehende Behandlung dieser Thematik, die auch die definitorischen Schwierigkeiten vor Augen führt, wird am Beginn der folgenden Ausführungen stehen. Daran knüpft sich eine - ebenfalls problemorientierte - Erörterung der Möglichkeit
einer Subklassifizierung des Wortschatzes in Wortarten.
2. Der Wortbegriff
Der Begriff Wort scheint nach dem Alltagsverständnis nicht allzu problematisch zu sein. Jeder ist in der Lage, auf Aufforderung ein paar beliebige „Wörter" zu nennen, ohne lange zu überlegen (z.B. Haus, rot, essen, ich etc.). Das Wort wird offenbar als eine der Grundeinheiten der Sprache empfunden, über die man nicht lange diskutieren muss, da ohnehin klar zu sein scheint, was darunter zu verstehen ist. In der Sprachwissenschaft hingegen gehört die Wortdefinition zu den brennendsten Problemen, weil das Wort nach sehr unterschiedlichen Gesichtspunkten definiert werden kann.
Mit den Kriterien, die zur Ermittlung von Wörtern dienen können, sowie der damit verbundenen Problematik befasst sich der folgende Abschnitt (nach BERGEN-HOLTZ/ MUGDAN 1979).
2.1. Mögliche Definitionskriterien
2.1.1. Orthografische Kriterien
Vielfach werden als Wörter Einheiten aufgefasst, die im Schriftbild durch Abstände isolierbar sind. Dieses plausibel klingende Rezept ist freilich nicht immer ganz zuverlässig, unter anderem dann nicht, wenn die kodifizierte Orthografie gleichermaßen Getrennt- und Zusammenschreibung gestattet, vgl.
(l) Das instandzusetzende Gerät wird abgeholt.
(l a) Das instand zu setzende Gerät wird abgeholt.
Ob der Satz nun 5 oder 7 Wörter enthält, ist also, wenn man sich auf die orthografische Ebene beschränken will, nicht zu beantworten.
2.1.2. Kriterium der Isolierbarkeit durch Sprechpausen
Mit diesem Kriterium ist nicht gemeint, dass beim Sprechen immer genau dort Pausen gemacht werden, wo Wortgrenzen sind; vielmehr will es besagen, dass Wörter diese Weise potentiell voneinander separierbar sind. Es ist aber einleuchtend, dass der Praxis nicht allzu gut damit operiert werden kann. In der Sprachwirklichkeit werden z.B. Sequenzen wie Artikel + Adjektiv + Substantiv (eine alte Frau, der kleine Prinz) kaum jemals mit einer hörbaren Pause gesprochen, so dass ein allein auf den Hörbefund angewiesener Nicht-Muttersprachler nach diesem Kriterium kaum richtig segmentieren imstande wäre. Es wurde von Linguisten zwar vorgeschlagen, zum Zweck der Ermittlung der in einer Äußerung enthaltenen Wörter einen Sprecher dazu aufzufordern, diese Äußerung bewusst langsam und sorgfältig zu wiederholen, doch sind Bedenken anzumelden, ob dies immer zielführend wäre. Die Pausen würden vermutlich genau dort gesetzt, wo beim Schreiben Zwischenräume stünden, und damit würde das orthografische Problem lediglich auf die gesprochene Sprache übertragen.
2.1.3. Kriterium der Kohäsion
Wenn gesagt wird, dass sich Wörter gegenüber Nicht-Wörtern durch Kohäsion auszeichnen, so ist damit einerseits gemeint, dass sie nur als Ganzes im Satz verschiebar sind, nicht aber Teile davon; andererseits wird damit die innere Stabilität angesprochen, also der Umstand, dass sich in ein Wort nichts anderes einschieben lässt. Beides ist grundsätzlich richtig, doch treten auch hier Schwierigkeiten auf:
Zum einen sind die verschiebbaren (permutablen) Einheiten in Sätzen keineswegs mit dem deckungsgleich, was wir uns unter Wörtern vorstellen, sondern es sind vielfach größere Einheiten, die ihre Position wechseln können; vgl.
(2) Den ganzen langen Winter sind wir in der Stube gesessen.
(2a) Wir sind den ganzen langen Winter in der Stube gesessen.
Dass die Teile den, ganzen, langen und Winter in anderen Zusammenhängen isoliert verschiebbar sein können, ist unbestritten, tut aber im konkreten Fall nichts zur Sache. Mit Hilfe des Permutationskriteriums bestünde keine Möglichkeit, anhand dieses Satzes und seiner Wortstellungstransformationen die Sequenz den ganzen langen Winter anders als ein einziges Wort zu verstehen. Abgesehen davon sind die Permutationsmöglichkeiten von Sprache zu Sprache sehr unterschiedlich. Mit einigen Einschränkungen ist dieses Kriterium vielleicht für das Lateinische oder das Deutsche sinnvoll anwendbar, kaum hingegen für das Englische oder das Französische, da diese sprachen ziemlich feste Wortfolgen aufweisen.
Die angesprochene innere Stabilität kann ebenfalls nicht völlig überzeugen. Zwar ist es richtig, dass sprachliche Gebilde wie Unwetter oder veränderlich nicht durch andere unterbrochen werden können; trotz ihres komplexen Baues (Un-wetter bzw. ver-änder-lich) sind sie jeweils als ein einziges Wort anzusehen. Betrachtet man aber etwa das Adjektiv billige, so wird offenkundig, dass dieses Kriterium keine verlässliche Handhabe zur Identifikation von Wörtern liefert: Der Komparativ bzw. Superlativ wird gebildet, indem ein -er- bzw. -st- „eingeschoben" wird (billig-er-e bzw. billig-st-e), was aber offenkundig keinen vernünftigen Grund abgibt, der Einheit billige den Wortstatus abzuerkennen. Ähnlich verhält es sich mit Wörtern wie sichtbar, deren Bestandteile unter Umständen ebenfalls „gespalten" werden können:
(3) Das Auto war deutlich sicht- und hörbar.
Freilich wird man einwenden können, diese Gegenbeispiele seien sehr heterogen und durch zusätzliche Spezifikationen der Definition eliminierbar; dennoch wirft die angebliche innere Stabilität zu viele Probleme auf, als dass man mit einem solchen Kriterium dem Wesen des Wortbegriffes entscheidend näher kommen könnte.
2.1.4. Phonologische Kriterien
Von Versuchen, anhand von Sprechpausen Wörter voneinander zu sondern, war bereits die Rede. Daneben gibt es auch andere Definitionsvorschläge auf der Basis von lautlichen Gegebenheiten. Dabei operiert man mit den verschiedensten Grenzsignalen, also Kennzeichen, die - direkt oder indirekt - anzeigen, wo ein Wort beginnt und wo es endet. Aus der Fülle der Möglichkeiten seien hier einige herausgegriffen und kritisch kommentiert:
Sprachen, in denen die Wörter stets auf derselben Silbe betont werden, scheinen eine recht einfache Handhabe zu bieten, aus einer Lautkette die einzelnen Worteinheiten zu ermitteln. So liegt etwa im Finnischen der Akzent immer auf der ersten Silbe, z.B.:
(4) Matka kestää kaksipäivää („die Reise dauert zwei Tage").
Jemand, der des Finnischen nicht mächtig ist, sollte also ohne Schwierigkeiten in der Lage sein, dieses Lautkontinuum in die vier oben stehenden Wörter zu zerlegen, indem er immer dort, wo eine Silbe akzentuell hervorsticht, den Anfang eines neuen Wortes ansetzt. Bei dem bewusst einfach gewählten Beispiel scheint dies problemlos zu funktionieren, doch selbst hier ergeben sich Hindernisse: Zum einen ist es denkbar, dass der Hörer z.B. beim Numerale kaksi überhaupt keinen Akzent wahrnimmt, sodass er wohl oder übel die Folge kestääkaksi als ein Wort segmentiert. Doch auch dann, wenn der Sprecher die vier Wörter deutlich akzentuiert, bestehen Schwierigkeiten: Nur derjenige, der die Sprache beherrscht, weiß, dass eine Wortgrenze z.B. nur zwischen matka und kestää liegt und nicht etwa zwischen *matkak und *estää.
Segmentierungsprobleme gibt es auch in einem polnischen Satz wie dem folgenden:
(5) Sekretarka pracuje w Lidzbarku („die Sekretärin arbeitet in Lidzbark").
Aufgrund der Regel, nach der im Polnischen der Akzent (fast) immer auf der vorletzten Silbe liegt, erscheint es, ähnlich wie in unserem Beispiel aus dem Finnischen, möglich, Wörter zu ermitteln. Hier kommt zu den erörterten Problemen allerdings noch ein weiteres hinzu: Die Lautkette, die als [sekre'tarkapra'tsujevlidz'barku] zu transkribieren wäre, erlaubt es bestenfalls, [sekre'tarka], [pra'tsuje] und [vlidz'barku] voneinander zu scheiden; die Präposition w „in", die nicht akzentuierbar ist und sich phonetisch in keiner Weise vom Anlaut des Folgewortes abhebt - auch eine Pausierung zwischen w und Lidzbarku wäre unmöglich -, könnte mit Hilfe der polnischen Betonungsregeln auf keine Weise als Wort ermittelt werden.
Das an sich schon fragwürdige Verfahren hat außerdem den Nachteil, dass es nur für eine begrenzte Zahl von Sprachen Ergebnisse liefern könnte. In Sprachen mit unfesten Akzentverhältnissen wie dem Russischen, Griechischen, aber auch dem Deutschen (vgl. Abend, beobachten, herab} ist ein solches Unterfangen von vornherein nicht sinnvoll.
Es gibt aber auch noch andere Versuche, mit Hilfe phonologischer Kriterien Wörter aus einer Redekette zu isolieren, die hier nur angedeutet seien:
Als Indikatoren für Wortgrenzen können auch bestimmte Vokale, Konsonanten bzw. Lautkombinationen herangezogen werden, die nur im Anlaut bzw. Auslaut von Wörtern möglich sind. Weiters wird für Sprachen mit so genannter Vokalharmonie, also der artikuatorischen Anpassung der Vokale eines Wortes aneinander (vgl. türkisch evler „Häuser", atlar „Pferde"), postuliert, Wortgrenzen ließen sich immer dort ausmachen, wo sich die Vokalqualität ändert.
All diese Verfahren können lediglich eine Hilfestellung beim Segmentieren in Wörter bieten. Absolut gesehen, scheitern sie letztlich an einem grundsätzlichen Problem: Die mit Hilfe solcher Kriterien ermittelbaren Einheiten werden sich nur dann zu hundert Prozent mit Wörtern decken, wenn der Segmentierende schon vorher weiß, wie diese auszusehen haben, und damit erweisen sich derartige Kriterien als wenig brauchbar.
2.1.5. Semantische Kriterien
Man hat auch versucht, das Wort mit Hilfe der Semantik in den Griff zu bekommen. Nach landläufiger Ansicht hat jedes Wort eine „Bedeutung", und es erscheint daher sehr nahe liegend, auf dieser Basis zu einer befriedigenden Definition zu gelangen.
Eine alte Ansicht ist die, dass das Wort ein Ausdruck für eine einzelne Vorstellung bzw. Bedeutung sei. Es erhebt sich dabei aber die Frage, was man unter einer „einzelnen Bedeutung" zu verstehen hat. Hat z.B. Mädchen eine einzelne, unteilbare Bedeutung? Ist dessen Bedeutung nicht vielmehr zusammengesetzt, etwa aus „Mensch", „weiblich", Jung" o.a.? Offensichtlich ist ein sprachlicher Ausdruck wie rot-weiß-rot aus mehreren Einzelvorstellungen zusammengesetzt; repräsentiert er deswegen auch mehrere Wörter?
Hier mag genügen, dass Wörter wie glaubt oder Kinder keineswegs als kleinste Einheiten mit einer Bedeutung gelten können; in glaubt haben sowohl glaub- als auch -t eine Semantik (letzteres bedeutet „3. Person Singular Indikativ Präsens"), in Kinder hat -erdie semantische Dimension „Plural". Es lässt sich sogar behaupten, dass für die Singularform Kind dasselbe gilt, da sich dahinter eigentlich Kind + „null" verbirgt, wobei „null" für die Bedeutung „Singular" sorgt.
!!! Die Abgrenzung des Begriffes „Wort“, sowie die Definition des Lexems und die Unterscheidung beider Begriffe siehe Vorlesungen.)
2.2. Ein neuerer Versuch zur Wortdefinition
Wie dem Vorhergehenden zu entnehmen war, hat die Linguistik größte Schwierigkeiten, einen so zentralen Begriff wie das Wort abzugrenzen, weil jedes Kriterium, das man zugrunde legt, entweder nur für eine begrenzte Anzahl von Sprachen Gültigkeit hätte oder teilweise zu Ergebnissen führen würde, die dem üblichen Verständnis radikal widersprechen. Aus diesem Grunde wird das Wort vielfach als eine zwar intuitiv „reale", wissenschaftlich jedoch nicht seriös diskutierbare Einheit angesehen.
Dennoch gibt es nach wie vor die Meinung, der Wortbegriff dürfe nicht über Bord geworfen werden, sondern müsse auf der Basis anderer Prinzipien definiert werden, als dies bisher der Fall war. Ein interessanter Versuch stammt von VATER (1994), der davon ausgeht, dass es nicht das Wort schlechthin gibt, sondern verschiedene Zugänge zu diesem Phänomen, je nach der Ebene, auf die man sich beziehen möchte. Er bringt unter anderem das folgende Beispiel:
(6) Die Wörter 'singen' und 'sang' sind Formen eines Worts.
Die in diesem Satz enthaltene Aussage mutet ziemlich paradox an: Die Einheiten singen und sang werden zum einen als „Wörter" bezeichnet, also jedes für sich als ein solches, zum anderen aber als Ausprägungen eines einzigen Wortes. Beides ist natürlich richtig, was aber offensichtlich bedeutet, dass es bei dem Versuch, den Wortbegriff zu definieren, nicht nur eine Wahrheit gibt, sondern deren mehrere. Man kann daher zum einen von lexikalischen Wörtern sprechen, wenn man die abstrakten Einheiten meint, ungeachtet der verschiedenen Flexionsformen, in denen sie auftreten können. In diesem Sinne verbirgt sich hinter singen und sang im Beispiel (6) tatsächlich nur ein einziges Wort. Wenn man hingegen auf die konkrete, in Texten aufscheinende Wortform Bezug nimmt, so liegen flexivische Wörter vor; insofern sind singen und sang natürlich zwei verschiedene Wörter (diese Kategorie ist freilich nur bei den flektierbaren Wörtern relevant).
Vergleicht man nun die Sätze (7) und (7a), so ergibt sich die Notwendigkeit einer weiteren Differenzierung:
(7) Ich begrüße dich auf das Herzlichste.(7a) Ich begrüße dich aufs Herzlichste.
Die Sequenz auf das in (7) besteht zweifelsfrei aus zwei Wörtern, welches Kriterium auch immer man dabei heranzieht. Bei (7a) ist man hingegen nicht so sicher, wie das „zusammengezogene" aufs aufzufassen ist (dasselbe gilt für in dem : im, zu der :zur etc.). Ungeachtet der Schwierigkeiten, die die Isolierbarkeit durch Pausen mit sich bringt, ist es hier sinnvoll, von phonologischen Wörtern zu sprechen. Diesbezüglich in (7) auf und das zwei Wörter, aufs in (7a) hingegen nur eines, da eine Pausierung zwischen auf und s nicht möglich ist.
Ähnliche Probleme bestehen bei den folgenden Sätzen:
(8) Die Sonne geht im Osten auf.
(8a) Ich weiß, dass die Sonne im Osten aufgeht.
Sind geht und auf in (8) nun zwei Wörter? Augenscheinlich ist dies der Fall, zumal sie getrennt voneinander im Satz vorkommen. Der Vergleich mit (8a) zeigt aber, dass die Sache doch nicht ganz so einfach ist. In aufgeht, das mit geht ...auf semantisch völlig identisch ist und nur aufgrund einer syntaktischen Transformation in dieser Gestalt erscheint, wird wohl kaum jemand zwei Wörter erblicken, und zwar schon deswegen nicht, weil es in der geltenden Orthografie zusammen geschrieben wird. Damit haben wir den Fall vor uns, dass ein und dasselbe sprachliche Gebilde je nach den syntaktischen Verhältnissen einmal als ein Wort, das andere Mal als zwei Wörter aufgefasst wird. Daher kann man im Falle von geht und auf in (8) zwei syntaktische Wörter annehmen, da sie aufgrund von syntaktischen Bedingungen diskontinuierlich (also in Bezug auf ihre Satzposition voneinander getrennt) auftreten, was bei aufgeht in (8a), einem einzigen syntaktischen Wort, nicht zutrifft.
In der Praxis können freilich auch noch andere Aspekte zum Tragen kommen: Wer etwa bei der Sendung eines Telegramms, dessen Kosten bekanntlich nach der Anzahl der Wörter berechnet werden, Geld sparen möchte, wird unter Umständen enttäuscht werden: Der Postbeamte wird ihm für ein Wortungetüm wie Vieruhrdreißigahnhofabholungsbitte mehrere Worteinheiten verrechnen, da für ihn ein „Wort" etwas ist, das maximal aus soundsovielen Buchstaben besteht.
3. Zur Problematik der Wortarten
Aus dem vorigen Kapitel ist hervorgegangen, dass es bezüglich der Wortdefinition keinen allgemeinen Konsens gibt. Dennoch hat man sich seit jeher bemüht, die riesige Menge der als Wörter aufgefassten Einheiten in einzelne zusammengehörige Gruppen zu gliedern, ausgehend von der unbestreitbaren Tatsache, dass etwa Baum, Ofen im Wortschatz einen anderen Stellenwert haben als sprechen, müssen; braun, ehrlich; du, sie; wenn, weil; für, auf etc. Die jeweiligen Wortarten weisen gewisse Gemeinsamkeiten in Bezug auf Morphologie, syntaktische Funktion und Semantik auf, wenngleich diese nicht immer klar und eindeutig formulierbar sind.
In der traditionellen Wortartenlehre, die sich stark an die lateinische Grammatik anlehnte, unterschied man lange Zeit zehn Wortarten, ohne sich allzu große Gedanken über die theoretischen Belange zu machen, und zwar (die gängigen deutschen Bezeichnungen stehen in Klammern):
Substantiv (das, Pl.: -e) bzw. Nomen (das, Pl.: Nomina) (Hauptwort)
Verb/Verbum (das, Pl.: Verben/Verba) (Zeitwort)
Adjektiv (das, Pl.: -e) (Eigenschaftswort)
Artikel (der, Pl.: -) (Geschlechtswort)
Pronomen (das, Pl.: Pronomina) (Fürwort)
Numerale (das, Pl.:Numeralien/Numeralia) (Zahlwort)
Adverb (das, Pl.: Adverbien) (Umstandwort)
Präposition (die, Pl.: -en) (Verhältniswort)
Junktion/Konjunktion (die, Pl.: en) (Bindewort)
Interjektion (die, Pl.: -en) (Empfindungswort bzw. Ausruf(e)wort
(Bemerkung: Die meisten deutschen Grammatiken führen noch „Partikeln“ an. Diese sind allerding im weiteren Sinn als ein Oberbegriff zu allen nichtflektierbaren Wortarten zu verstehen. (Adv., Präp., Junkt. u. Interj.))
In jüngerer Zeit hat man versucht, diese traditionelle Einteilung mittels einer konsequenteren theoretischen Untermauerung zu reformieren, um den Verhältnissen in der Einzelsprache, in diesem Falle dem Deutschen, Rechnung zu tragen. Nach dem zur Wortdefinition Gesagten wird es nicht überraschen, dass auch hier die Verfahrensweisen und die daraus resultierenden Klassifikationen äußerst unterschiedlich sind. Will man ausschließlich morphologische Kriterien gelten lassen, so kann man nur wenige Gruppen voneinander unterscheiden: unflektierbare und flektierbare Wörter, von denen sich die letzteren wiederum durch die Art der Flexion (Deklination bzw. Konjugation) untergliedern lassen. Eine solche Grobklassifizierung ist freilich sehr unbefriedigend, weswegen man zur weiteren Differenzierung meist auch syntaktische Kriterien heranzieht. Diese können sich z.B. auf die Fähigkeit beziehen, als Satzglied zu fungieren, einen Artikel an sich zu binden, einen bestimmten Kasus zu fordern etc. Ausgehend von der Tatsache, dass Wörter auch eine Bedeutung haben, wird vielfach auch mit semantischen Kriterien operiert, allerdings mit weniger Erfolg.
In diesem Rahmen kann nicht auf alle Aspekte und Probleme einer Wortartendifferenzierung eingegangen werden, die sich bei alleiniger Anwendung des einen oder des anderen Kriteriums bzw. deren Kombinationen ergeben würden. Stattdessen sei ein morphologisch-syntaktisch orientierter Untergliederungsversuch vorgestellt (nach FLÄMIG 1977, etwas abgeändert von BERGENHOLTZ/MUGDAN 1979), bei dem mittels eines binären Verfahrens schrittweise zu den einzelnen Wortarten vorgedrungen wird.
Diese Einteilung, die bei den flektierbaren Wortarten zunächst auf morphologischen, dann syntaktischen Kriterien beruht, bei den nicht flektierbaren ausschließlich auf syntaktischen, kommt zu fast demselben Ergebnis wie die traditionelle Wortartenlehre. Es fehlt dabei nur das Numerale, und zwar deswegen, weil eine solche Wortart nur durch außersprachliche Gemeinsamkeiten (das Moment der Zählbarkeit o.a.) motiviert wäre.
Bei genauerer Prüfung dieses auf den ersten Blick sehr plausibel erscheinenden Ermittlungsverfahrens stellt sich freilich heraus, dass die Kriterien nicht in jedem Einzelfall auch tatsächlich brauchbar sind. Abgesehen davon, dass die Beibehaltung der Interjektion, die im Gegensatz zu allen anderen Wortarten einen selbständigen Satz verkörpert, diskussionswürdig ist, können einzelne Lexikoneinträge auf diese Weise nicht erfasst werden. So sind etwa nicht alle Adjektiva auch komparierbar (z.B. tot, ärztlich; dasselbe gilt für die als Adjektiva zu betrachtenden Numeralia, etwa sechs Katzen}; manche Adjektiva und Pronomina sind nicht flektierbar (z.B. lila, man); bei den Präpositionen wird die Kasusforderung nicht wirksam, wenn sie vor Adverbia stehen (z.B. nach hinten, von dort) etc. Da man also mit der Binarität „merkmalhaft/merkmallos" nicht auskommt, muss sie zum Teil durch Einzelfallregelungen ergänzt werden.
In dem vorgestellten Schema fehlt auch eine Wortart, die in der gegenwärtigen Sprachwissenschaft sehr intensiv erforscht wird, nämlich die Partikel, z.B. ja in das habe ich dir ja gesagt oder sogar in sogar ich habe das gesehen. Mit den hier verwendeten Kriterien können die Partikeln kaum als eigene Klasse herausgefiltert werden, vgl. das Wort ja in obiger Verwendung: Da es nicht flektierbar, nicht satzbildend ist, allein kein Satzglied darstellen kann und auch keinen Kasus fordert, müsste es eine (Kon)Junktion
Vloženo: 17.08.2011
Velikost: 187,50 kB
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